9. afm-GT 2007 - reloaded
Aus afm kopierter Bericht von Chris Karner.
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Kurzfassung:
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GT, die, f.:
Abkürzung für "Grand Tour",
lt. Online-Wiki "Bezeichnung für eine obligatorische Reise der Söhne
des Adels", steht auch für "G(eh)T(uatsweida)" oder "Gemütliches
Tempo".
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(Sehr) Langfassung:
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Im Gegensatz zu den bisherigen GTs starte ich diesmal von Baden aus.
In weiser Voraussicht instruiere ich am Vortag meine zuverlässigsten
Agenten (Doppelnull, Lizenz zum Schleichen^wRasen), damit sie mich
informieren, wann sich der für 07:30 verabredete Tross in Wien in
Bewegung setzt. Und wo es eigentlich hingeht.
Um 07:50 Uhr endlich der erlösende Anruf von Agent Nr. 1, Codename
"Corsarokäufer": die afm Meute setzt sich in Bewegung und steuert den
Berndorfer Bahnübergang an. Auch gut. Meine Feststellung "Dann seid's
ja in 25min da" wird mit "Bist wahnsinnig, des is a GT!" erwidert.
Hmm.
Also noch Kaffee nachgefüllt, Wirtschaftsteil der Zeitung gelesen,
gemächlich angezogen, losgefahren, Tankstelle besucht, Reifendruck
geprüft, getankt, bezahlt, aufgestiegen, weitergefahren.
Ankunft Berndorf. Sind ja wirklich schon da. Die Reifen ihrer
Motorräder dampfen zwar noch vom offensichtlich gefahrenen
Spaceballs-Speed ("wahnwitzige Geschwindigkeit"), aber Hauptsache die
ganz neuen, nie gehörten Sprüche: "Ka(r)ner kummt zspät!" "Ka(r)ner
ist wiedermal der Letzte!" etc. lockern die Anspannung.
Ich nehm meinen Helm ab, um mich unerkannt unter die Menge zu mischen
und Beobachtungen anzustellen. Die reichen von orangen
Kampflackierungen mit farblich perfekt abgestimmten bordeauxrotem
Reserveumschalter an einem Race-Chopper bis zu Gesprächen über eine
eingebaute Kaffeemaschine im Heck einer Supersport Ducati.
Interessant, und die ausgedehnte Pause nach geschätzten 40km Fahrt von
Wien nach Berndorf haben sie sich verdient, die Frühstarter aus Wien.
*chch*
Der Tag neigt sich schon fast dem Ende zu, da wird doch noch das
Zeichen zur Abfahrt gegeben und ich darf für die kommenden paar km den
LotP machen. Agent Nr. 2, Codename "Rosemary's Baby", hat mich vorher
darüber aufgeklärt, dass das heute eine GT ist, ich glaub ihm das aber
nicht so ganz, also schlag ich ein gemütliches Tempo an, die Raser
sollen halt mal alleine eine Ausfahrt machen.
Nach der kräfteraubenden Überquerung eines der höchsten Voralpenpässe
- für Auskenner: übern Hals - wird wieder bei der Abzweigung in
Pernitz zusammengewartet und Sir Dunkl mit 2rädriger Begleitung
aufgeklaubt - die haben wohl noch mit Hannibal und seinen Elefanten
den Pass überwunden. (Hannibals Elefanten hätten eh ruhig auch mit uns
kommen können, denn afmler sind ausgesprochene Elefantenfreunde,
fahren ihnen nämlich auch in den schnellsten Kurven nie über die
Ohren. Beweisfoto wurde andernorts schon vorgebracht.)
Nach einer Lagebesprechung wird die Route über das liebliche
Miesenbachtal nach Puchberg genommen. Um nicht von den lauernden
Rasern über den Haufen gefahren zu werden, fahr ich einfach voraus und
werde vom wohlmeinenden Sir Doppler vor Ausbruchsversuchen der pöhsen
Raser perfekt abgeschirmt. So läßt's sich cruisen...
Ab Puchberg wird die Gangart flotter, Doppelroberts Reifen soll ja
auftauen, also drehen meine Rückendeckung und ich halt um 500rpm höher
und genießen das Sierningtal. Mei, ist das schön. Wenn nur nicht die
üblichen Schlafmützen, Linksfahrer und Kurvenschneider unterwegs
wären. Hmm.
In Sieding dann die nächste, dringend notwendige Pause, um den
Nikotinspiegel der Meilenfresser wieder auf grad zu bringen.
Gefühlsmäßig geht die Sonne bald unter, als die Maschinen wieder
gestartet werden, aber Pause muß sein. Hab nämlich eben erfahren, dass
das eine GT ist. Aha.
Hr. Andy führt uns als LotP über die Geheimroute nach Bürg und
übergibt sich, nein die Spitze des Zugs, bei Prigglitz wieder. So geht
es über verschlungene, schön enge Strassen runter nach Schlöglmühl.
Doppelrobert muss anscheinend dem gefahrenen Tempo Tribut zollen und
verzupft sich unter akuten Erschöpfungszuständen in ein nahes Kurhotel
oder so. Der Rest, also eh alle, tuckert, kreischt, schleift Rasten
und Knie durchs Höllental und trifft völlig ermattet in der KK ein.
Wahrscheinlich schon im April gestartete Steirer nehmen kaum Notiz,
die W-ler stecken wohl im Kernöl-Reality-Killfile? Naaa, die Eirer
schlafen auch noch oder diskutieren über Putin'sches
Demokratieverständnis, who knows.
Unglaublich, aber bevor auch noch der letzte Sprit durch den
geschlossenen Tank diffundiert, herrscht Aufbruchsstimmung und mit der
Entschlossenheit und Zielstrebigkeit des gschupften Ferdl beim
Samstagabend-Aufputz vorm Tanzen gehen dirndln sich d'Leut an und los
geht's! Doppelrobert hat nach seiner Wiedereingliederung Mr.Setup
geschickt verunsichert und die Carbon-Bremsbeläge verhext, also können
er und ich gefahrlos über den Oxinger säbeln, ohne dass uns wer über
die Ohren fahrt, harhar! Die weitere Strecke bis Mariazell wird
passenderweise im Wallfahrtstempo absolviert und so treffen wir noch
vor Einbruch der Nacht dort ein. Tankstopp, Kaffee, Nikotin, mehr
Kaffee, mehr Nikotin. Der Feinstaubalarm in Mariazell wird durch die
Raucher ausgelöst, also flüchten wir nach Annaberg. Pinselrobert macht
den LotP und führt in beeindruckender Weise die unauffällig unter den
Fußrasten montierten Sterndlspritzer vor ("Hui, das höllenschnelle,
ultrablade Lackierermopped! Supergelb und volle Kurvenkontrolle!").
Mittag ist, also Aufschlagen am Annaberg. Obligatorisches Gruppenfoto
(gehört eigentlich auf die nächste CD gebrannt, die per Sonde ins All
geschossen wird, damit die Aliens uns in Ruhe lassen). Das Essen im
Gasthof zur Post bietet reichlich Gelegenheit, die gestählten Körper
wieder mit Kraftfutter zu versorgen.
Annabergkehren runter und wieder rauf geht's nach dem Essen nach
Puchenstuben. *sabber* Die Strecke fahr ich sehr selten, so nutze ich
die Gelegenheit, um mit Andy bzw. Robert die Kurven dort zu
inspizieren. Lernen kann man da auch was - GSX-R mit Doppler
beschleunigt besser als Kilofazer mit mir, und er sticht anscheinend
gerne am Vorderrad und leicht daquer in die Ecken, das aber mit einer
Lässigkeit, die ich auch gerne an den Tag legen würde. Muß noch üben,
darum nutze ich eine der spärlichen Pausen an diesem Tag, um den
fliegenden Teppich etwas auszuklopfen. *staub*
Anregende Gespräche, viele Glatzenfotos und Pferdeflüstereien später
schaukelt der Tross wieder Richtung Oxinger (RR und ich nutzen die
Gunst der Stunde und bröseln wieder voraus). Leider werden wir beim
gegenseitigen 1000PS-like Schulterklopfen und Heldentaten erzählen
durch CBF600 Gsiberger Daniel wieder auf den harten Boden der Realität
geholt. Nach der Übersetzung des Gsibergerischen erkennen wir sein "A
scheiß Tempo fohrst Du" als "A schöns Tempo fohrst Du" und sind froh,
daß Daniel entspannt und ohne Anstrengung mitfahren kann. *uff*
Wie üblich wird wieder ausgiebig Glatzen fotografiert (gibt ja genug
Motive...), Kaffee geschlürft und Nikotin verarbeitet. Bald wird's den
Expeditionsteilnehmer aber zu kalt und dunkel, so trennen sich die
Eiermärker und die Ws wieder und treten die Heimreise an. Bei den Ws
geht es über den 70km/h Rohrer und abschliessend über den 170km/h Hals
(Tippfehler bitte behalten). Großes Abschied nehmen beim üblichen
Endpunkt einer GT. Letzte Freundlichkeiten werden ausgetauscht, die
tollsten Erlebnisse der langen Reise nochmals besprochen und *ZACK*
löst sich die Truppe auf. Das war eine GT. Aha.
Nun weiß ich, wie eine GT ablauft. Irres Tempo, wenig Pausen, kaum
Zeit zum Reden, aber fahren, fahren, fahren. Leider werd ich das bis
zum nächstenmal - wie in den Jahren zuvor - wieder vergessen haben und
mich auf eine Ausfahrt mit vielen afmlern, viel Spaß, Blödeleien und
Benzin reden freuen. Wie kann man sich doch irren...
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